Bern – ewige Heimatstadt, du

Diese Stadt, gleichsam Heimat als auch Ort der steten Wiederkehr. Einmal weggegangen und dann zurückgekehrt, beinahe direkt in die Sandsteinmauern hinein. Die feuchten Gässchen in der Altstadt, die sich bis zur Nydeggbrücke runter verzweigen. Ich hege diese tiefe Liebe, auch teils sehr schwere Liebe zur Zähringerstadt, wie viele andere es mir wohl gleich tun. Einmal in Bern, immer Herzens-Bernerin und Berner.

Allzu oft denke ich über das gesellschaftliche Zusammenleben in dieser Stadt nach. Eigentlich ein Dorf, wie viele sagen – und das stimmt! Zumindest, wenn man mehr als zehn Jahre hier verbringt, kennt man genug Geschichten, genügend Orte, auch versteckte, untergründige. Immer wieder zieht es interessante Leute hierher. Kreative aller Art, die diese «bödelete» (auf deutsch: «geerdet»), auch etwas urchige Stadt anzieht und aus welcher immer und immer wieder Inspiration zu entlocken versucht wird. Ich bin seit bald zehn Jahren hier, davor in einer Agglomeration namens Wabern aufgewachsen (was für ein Name!) und mich beschleicht das Gefühl dringend von hier weg, und doch gleichsam hier bleiben zu wollen! Was heisst denn eigentlich Heimat?

Der Eigerplatz, dieser Unort mit spärlicher Schönheit, ist für mich eine Heimat. Hier wohne ich seit fünf Jahren und beobachte, wie er sich langsam dem gentrifizierten Tod neigt. Da ist die Sollbruchstelle, «dazwischen» genannt – ein phänomenaler Schmelztiegel für kreative aller Art. Früher, denke ich, war gegenüber der Coiffeurladen «Adelheid» wo ich mir einmal die Haare habe schneiden lassen, und danach nie wieder. Das «Da Nino» rattert wie eine kleine Pizza-Fabrik und ist nun kein Geheimtipp mehr, aber immer besser und ausgefallener in der Entwicklung. Dann das «Restaurant Frohegg», wo ich einst gearbeitet habe – unbekannt aber echt gut! Das «Calypso» hingegen, diese Spelunke aus vergangenen Tagen, lebt im Verborgenen weiter. Man muss nur manchmal hinter die Scheibe mit neuer Sichtschutzfolie blinzeln, um das eine oder andere Original auszumachen, das hinter seinem bevorzugten Getränk am Tisch irgendwelche Parolen von sich gibt. Ganz in gleicher Manier wie in der einst zwielichtigen «Dragon Bar», wo es einen auch hin und wieder hingeschwemmt hat. Oh Eigerplatz, oh Bern, behalte deinen etwas geheimnisvollen und der Tradition verhafteten Touch!

Titelbild: Screenshot Google Maps