Einsam oder allein?

Was ist das Gegenteil von Einsamkeit? Zweisamkeit? Eine kurze Recherche spült mir «Gemeinschaft», «Gesellschaft», «Gruppe» und gar «Ehe» in die Timeline. Die Synonyme zu Einsamkeit sind eher negativ konnotiert wie «Isolation», «Einöde», «Verlassenheit», «Vereinsamung» oder «Abschottung». Einzig das Wort «Alleinsein» könnte mensch positiv sehen, denn es gibt auch gewolltes Alleinsein.

Wer sagt, dass mensch, um sich einsam zu fühlen, allein sein muss? Mensch kann sich auch unter tausenden von Leuten einsam fühlen. In grossen Gruppen, an Festen, in der Familie, in Städten. Wiederum, wenn mensch wirklich alleine ist, muss er oder sie sich nicht automatisch einsam fühlen. Weil manchmal – und das ist doch irgendwie schön – die eigene Anwesenheit auch einfach genügt.

Kein Wunder, fällt es unserer Gesellschaft aber durch diese negative Konnotierung so schwer, gewollte Einsamkeit, gewolltes Alleinsein zu akzeptieren und nicht zu bedauern. Wir müssen doch auch mal allein sein, um die Gemeinschaft mit anderen erst wieder schätzen zu können.

Zum Bild: Die Autorin fuhr 2019 das erste Mal alleine in die Ferien nach Italien. Schlief alleine in einem Hotel, las alleine am Wasser Bücher, erkundete alleine Inseln und Dörfer und ging Abends alleine ins Restaurant. Die Fahrt brauchte viel Mut, brachte die Autorin aber auch sich selbst viel Näher. Einsam fühlte sie sich zu keinem Zeitpunkt.