Abseits & Mittendrin: Damaskinos im Kloster

Vater Damaskinos (geb. Hämmerli) lebt seit zwei Jahren im christlich-orthodoxen Kloster Beinwil als stellvertretender Abt. Gemeinsam mit drei weiteren Mönchen lebt er im fast tausendjährigen Kloster, abgelegen im Solothurner Jura. Die Hauptaufgabe für Vater Damaskinos besteht darin, sein Leben so nah wie möglich bei Gott zu führen. Nebst dem Ausüben der Spiritualität fallen in einem Kloster aber auch zahlreiche andere Aufgaben an.

Im dritten Teil der Video-Reihe «Abseits & Mittendrin» ist das Videoteam von Libertin im Kloster Beinwil zu Besuch. «Wenn ein Gast zu uns kommt, ist es als ob Christus zu Besuch kommen würde» so der 40-jährige Mönch. Dementsprechend ist Gastfreundschaft ein wichtiger Teil des Klosterlebens. Immerhin bewohnen sie ein Haus, welches mehr als genug Platz für vier Mönche bietet. Regelmässig kommen Wandergruppen, Familien und gläubige Menschen in das Kloster Beinwil zu Besuch. Mittlerweile kann man seinen Aufenthalt dort sogar auf AirBnB buchen. «Ein wunderschöner Ort der Ruhe, Entschleunigung und Spiritualität, den ich wieder besuchen werde» bewertet ein User seinen Aufenthalt auf der Plattform.

Trotz der Abgeschiedenheit des Klosters ist für Vater Damaskinos das urbane Leben nicht fremd. Nachdem er fünf Jahre in Zürich gelebt und dort Biologie studiert hat, begab er sich auf Reisen. In Griechenland lernte er seinen geistigen Vater, Acrhimandrit Dionysios kennen, und entschied sich für ein Leben als Mönch. 2019 wurde er von seinem geistigen Vater nach Beinweil geschickt. Dionysios ist Vorsteher von rund zwanzig weiteren Klöstern in Griechenland, in Italien, in Norwegen, in Deutschland und in den Vereinigten Staaten.

Die Orthodoxen bilden in der Schweiz nach den Katholiken und den Reformierten die drittgrösste Glaubensgruppe im Christentum. In der Schweiz sind rund 150’000 Menschen Teil einer christlich-orthodoxen Glaubensgemeinschaft. Trotzdem sind deren Anhängerinnen und Anhänger in der öffentlichen Wahrnehmung kaum präsent.

In der orthodoxen Kirche gibt es im Unterschied zu der römisch-katholischen Kirche mehrere Patriarchen. Aus theologischer Sicht hingegen unterscheiden sich die beiden Kirchen nur geringfügig. Maria spielt bei beiden eine wichtige Rolle. Zudem sind sowohl in der römisch-katholischen sowie in der orthodoxen Glaubensgemeinschaft die Dreifaltigkeit Gottes und die göttliche Menschwerdung durch Jesus Christus zentrale Anhaltspunkte. Die römisch-katholische Kirche richtet sich nach dem gregorianischen Kalender, während hingegen bei vielen orthodoxen Kirchen der julianische Kalender gilt. Daher feiern sie beispielsweise Heiligabend und Weihnachten erst am 6. und 7. Januar. Ein weiterer wichtiger Unterschied zwischen den beiden Glaubensrichtungen besteht in der Durchführung des Gottesdienstes. Die orthodoxen Gottesdienste werden im Gegensatz zu römisch-katholischen Predigten oft in mehreren Sprachen abgehalten. Ausserdem nehmen umfangreichere Gebete und Gesänge mehr Zeit in Anspruch. «Die Nähe zu Gott zu finden ist eine sehr präzise Arbeit und nimmt viel Zeit in Anspruch» erzählt uns Vater Damaskinos. Das Leben im Kloster schaffe hierfür den idealen Raum.

ÜBER ABSEITS & MITTENDRIN

Das Videoteam von Libertin besucht aussergewöhnliche Wohn- und Lebensräume und spricht mit den Menschen, die dort leben, über die Freuden und Tücken ihrer gewählten Wohnform. Manche leben abseits auf dem Lande, andere mittendrin im Gewusel einer Stadt. Und nochmals andere sind zwar von Urbanität umgeben, leben aber abseits der Norm. So wird «Abseits & Mittendrin» ganz unterschiedlich interpretiert.

Die Standard-3½-Zimmer-Wohnung in der Stadt, das klassische Reiheneinfamilienhaus in der Agglomeration oder das freistehende 7-Zimmer-Haus mit Gemüsebeet und Kletterrosen auf dem Land – soweit das Klischee. Nein, ernsthaft! Es handelt sich dabei um die wohl häufigsten Wohnformen in der Schweiz. Doch wie lebt es sich in einer WG mit 20 Personen? Oder als Mönch mit nur drei Ordensbrüdern in einem riesigen Kloster?

Bild: Simon Radlinger