Neulich, beim Heimgehen, der Blick auf dem Asphalt, auf meinen Schuhen, die in regelmässigen Abständen unter mir hervorschnellen, abrollen, mich weitertragen. Wars ein Geräusch, wars Intuition, wars der drängende Blick nach rechts, in einen Eingang mit Treppe. Neben einer Grünabfall-Tonne stehen Turnschuhe.

Wem gehören sie? Seit wann sind sie da? Warum so präzise platziert? Hat jemand neue Schuhe gekauft und musste die alten entsorgen? Warum erst hier, im Monbijou, fiel es schwer, sich davon zu trennen, überwog die Vernunft erst hier, im Monbijou? Entfernt erinnern Form, Farbe und Stellung der Komposition an die Spitzenschuhe einer Balletttänzerin. Warum reckt der untere Schuh seine Sohle zum Himmel? Fielen sie, wie sie fallen mussten? Oder hat eine Hand, die Schuhe an den Bändeln haltend sanft wie eine Marionette platziert, präzise, liebevoll, mit einem endgültigen Impuls am Schluss, zwar haften ihnen Erinnerungen und Emotionen an, gleichzeitig ist aber schon nicht mehr ganz klar, warum da einmal so viel Liebe war; im Lächeln liegt etwas Wehmut, etwas Erinnerung, etwas Amüsement, es ist gut, sie loszulassen.

Oder hat vielleicht jemand die Schuhe abgestreift und ist in die Grüntonne gestiegen – ich schaue nicht nach, das Setting ist schon lange vorbei und als ich meine Haustür aufschliesse, verblasst das Bild und mit ihm verschwinden die Fragen.

Das Bild zeigt eine Grüntonne, daneben liegen Turnschuhe im Converse-Stil am Boden, über Kreuz, der untere mit der Sohle gegen oben. Die Schuhe sind hellrosa und weiss.
Bild: Katharina Scheuner

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