Desktop Theorie der Verdauung

Und jetzt, wo ich diese Stadtgedanken formuliere, wird mir erst bewusst, wie viel ich gelesen und nicht geschrieben habe, wie viele Gedanken ungehalten verschwunden sind. Aber auch, wie viel Zeit ich an diesem Schreibtisch verbringe und abwechselnd von meinem Laptop auf mein Mobiltelefon starre. Ein guter Moment, um kurz innezuhalten. Mich vom Anspruch an mich selbst zu lösen immer alles sofort verstehen zu müssen. 

Dieser Text sollte, wie so oft, ein völlig anderer werden, als ursprünglich geplant. Aber erst mit dem Prozess des Schreibens entsteht vorübergehend Ordnung. Momentan, und momentan ist schon lange, betrachte ich meinen Desktop und denke mit der Hintergrundfarbe ziemlich zufrieden sein zu können. Dann räume ich auf: stetiges Abarbeiten offener Tabs, verschieben von Ordnern und Bildern, schreiben von Notizen, löschen von Notizen, wegen zu früh gelöschten Notizen verzweifeln, weitersuchen nach relevanten Gedanken, denken diese gefunden zu haben – Internetverbindungsprobleme, die zumindest für ein paar Minuten

einen Unterbruch schaffen. 

Müsste ich die richtigen Worte nur in eine bestimmte Reihenfolge bringen und damit wäre die Arbeit dann erledigt, wären diese Gedanken schon lange sortiert, aber dafür müsste ich bereits wissen, was ich überhaupt sagen will. Es ist Zeit, den Wecker für morgen noch ein wenig früher zu stellen, um sich an die Reste von heute zu machen. Vor Ende dieser Woche komme ich sowieso nicht mehr gross zum Nachdenken und davor müsste ich dringend zuerst herausarbeiten, wie es dazu kam, dass hier für heute bereits wieder Schluss ist!